Dem Himmel ganz nah

„Ich möchte bitte noch ein letztes mal die Berge sehen“. Diesen Wunsch äußerte Herr D., Bewohner der Pflegeabteilung im SeniorenWohnen Bad Füssing gegenüber der dort tätigen Pflegefachkraft Kristina Bauer. Als ausgebildete Palliativkraft und Mitglied in der Arbeitsgruppe Palliativ-Care der Sozialservice-Gesellschaft, erinnerte sich Frau Bauer an den vorgestellten Verein „Letzter Wunsch Bayern e.V.“. Da Franco D. unheilbar an Krebs erkrankt ist und sich im finalen Stadium der Krankheit befindet hat Frau Bauer schnell gehandelt und binnen einer Woche eine dreitägige Fahrt nach Zell am See in Österreich organisiert. Die Antragstellung auf Kostenübernahme wurde von der Verwaltung des SeniorenWohnen Bad Füssing erledigt (ein großer Dank an dieser Stelle an „Letzter Wunsch Bayern e.V. für die schnelle und unkomplizierte Bewilligung des Antrages!), der hauseigene Ambulante Pflegedienst stellte ein Fahrzeug für diese Reise zur Verfügung. Die Kolleginnen und Kollegen der Pflegeabteilung organisierten den Dienstplan um, so dass Frau Bauer sowie Frau Klingseisen, Pflegehilfskraft, sich für die Wunscherfüllung drei Tage frei nehmen und als ehrenamtliche Begleitpersonen für Herrn D. fungieren konnten.

Allein die Ankündigung, dass es gelungen ist, Herrn D. seinen letzten Herzenswunsch zu erfüllen, gab Herrn D. unglaublich viel an Lebensfreude und Lebensmut. Gemeinsam mit Frau Bauer bereitete er unglaublich motiviert, diese Reise vor. Die Vorfreude auf diese letzte große Reise war Herrn D. tagtäglich anzusehen und steigerte sich mit jedem Tag mehr. Herr D. ging aus sich heraus und auf andere zu; begann von früher zu erzählen und machte sich zu Spaziergängen rund um das SeniorenWohnen Bad Füssing auf – schließlich müsse er ja für die Reise trainieren.

Am Sonntag, den 23. Juli 2019 ging es los. Die Fahrt führte nach Zell am See, wo Franco D. viele Jahre gelebt und gearbeitet hatte. Nach dem Bezug der Hotelzimmer und einer kurzen Ruhepause machte sich die Gruppe auf zu einer Kutschfahrt in Zell am See. Ein Abendessen im Hotel gab diesem ersten Tag einen würdigen Abschluss.
Am nächsten Tag folgte dann der im wahrsten Sinne des Wortes „Höhepunkt“ der Reise: Eine Gondelfahrt auf den Hausberg von Zell am See; die Schmittenhöhe. Auf 1965 Metern und bei herrlichstem Wetter bot sich Herrn D. ein einzigartiger Anblick auf die Kitzbüheler Alpen. Zutiefst gerührt und überwältigt von dem grandiosen Panorama stand Franco D. mit seinen beiden Begleiterinnen lange Zeit schweigend und mit Tränen in den Augen auf dem Gipfel.
Nach Kaffee und Eis auf der Bergstation ging es dann wieder zurück ins Tal nach Zell am See, wo in einem Restaurant, in dem Franco D. schon früher gerne eingekehrt war, das Mittagessen eingenommen wurde. Die für den Nachmittag geplante Schifffahrt auf dem Zeller See konnte jedoch leider nicht stattfinden, da sich Herr D., der noch so sehr unter dem Eindruck des Gipfelerlebnisses stand, für mehrere Stunden ausruhen musste.
Am Dienstag trat dann die Gruppe wieder die Heimreise an und wurde am späten Nachmittag im SeniorenWohnen Bad Füssing vom Team der Pflegeabteilung herzlich willkommen geheißen. Herr D. zeigte sich tief berührt und beeindruckt von der hinter ihm liegenden Reise und bis spät in die Nacht hinein wurde von diesem unvergesslichen letzten großen Erlebnis berichtet und erzählt.

Epilog:
Nur vier Tag nach der Rückkehr aus Zell am See verstarb Franco D. im Beisein von Frau Bauer, die extra ans Sterbebett von Herrn D. geeilt war, obwohl sie an diesem Tag frei hatte. Die Kolleginnen und Kollegen von Frau Bauer hatten Herrn D. gesagt, dass Frau Bauer schon unterwegs sei und tatsächlich hatte er noch auf sie gewartet, bevor er für immer die Augen schloss.

zurück zur Übersicht